Meine Begegnung mit einem Weisheitswesen
Als ich noch in Mühldorf wohnte, war ich oft mit meinen Seminaren im Connection Haus. Dort fanden auch die Menlha Touch und Zapchen Somatics Wochenenden statt. Das war eine Phase, in der ich immer eine Wolfsmütze aufhatte. Viele meiner Teilnehmer:innen fanden die echt klasse und haben sie auch regelmäßig kommentiert. Ich sagte dann immer: Ich habe leider keinen Hund, deshalb trage ich diese Mütze. Im Jahre 2014 hatte ich über Monate hinweg das Gefühl, dass beim Spazieren gehen etwas neben mir herläuft, was aber nicht als Körper anwesend war. Dieses etwas fühlte sich an wie ein Hund, der neben mir ging. So ist über Zeit das Gefühl entstanden, dass ich einen Hund zu mir einladen möchte. Es war wirklich ein klares Gefühl, dass eine Energie oder eine Präsenz neben mir zu sein schien und diesen Gedanken manifestierte. Mein Small Mind hat natürlich immer gesagt „mach das nicht, du weißt, was das bedeutet, mach dich nicht abhängig und sei nicht angebunden.“ Der Small Mind hat es immer wieder niedergemacht und dennoch wurde das Gefühl immer stärker. In meinem Denken und in meinem Alltag hat es sich immer mehr ausgedehnt, sodass ich auch immer mehr darüber nachdachte, wie es denn sein könnte. Dieses Gefühl beschäftigte mich von da an jeden Tag.
Eine unerwartete Entdeckung in Kalifornien
Im Februar 2015 bin ich dann nach Kalifornien geflogen und habe meine langjährige Lehrerin, Freundin und Kollegin Julie Henderson besucht, die im wundervollen Napa Valley bei San Francisco wohnt. In meiner Zeit dort, hat mich dieser Gedanke weiter umtrieben. Er hat mich belagert. Es hat sich in mir so weit ausgedehnt, dass ich schon das Gefühl hatte, dass bereits ein Hund mit mir wäre. Da Julie auch so unglaublich tierlieb ist und Katzen und Hunde hatte, fragte ich sie, ob sie mir ein I-Ching werfen könnte – was wir dann auch taten. Im Ergebnis sagte sie mir glasklar, dass es für diese Entscheidung ein klares JA gäbe. „Hol dir einen Hund“. Sofort schlug mein Small Mind wieder an, mit allen Abers dieser Welt. Was bedeutet das? Du willst doch auch reisen! Doch sagte Julie mir auch sofort, dass man sowas nicht alleine macht. „Du hast deine Sangha, du hast deine Community. Such dir Leute, die dich unterstützen können, wenn es notwendig ist, sodass du weiter tun kannst, was wichtig für dich ist.“
Zu dieser Zeit hat sich Julie auch immer schon bereits um 20:00 Uhr am Abend zurückgezogen. Dies gab mir die Möglichkeit, zwei Wochen lang jeden Abend an meinem Laptop nach Hunden zu suchen. Einmal habe ich auch Julies Fernseher angemacht und was kam? Natürlich eine riesige amerikanische Hunde-Show. Das passte wieder. Alles drehte sich nur noch um Hunde. Ohne konkretes Ziel habe ich mich online umgeschaut. Auffangstationen, Tierheime, Hunderassen tauchten auf. Ich bin von Hund zu Hund gesurft. Dies hatte eine Dynamik eingenommen, die mich jeden Abend für mindestens zwei Stunden gefesselt hatte. Irgendwann machte es Bumm und ich sah zwei weiße Hunde vor mir. Ich hatte keine Ahnung, um welche Rasse es sich hierbei handelte, weil ich auch nicht nach einer spezifischen Rasse suchte. Als diese zwei Hunde auftauchten, spürte ich sofort die Energie, die ich schon seit Monaten neben mir herlaufen spürte. Für mich war es so klar: Das muss er sein. Dort stand hier auch die Rasse, ein Maremmano-Abruzzese. Ein italienischer Herdenschutzhund aus den Abruzzen. Von dieser Rasse hatte ich noch nie gehört. So konnte ich sie mir auch für drei Wochen nicht einmal merken. Verblüffender Weise stand sogar eine Münchner Adresse in der Anzeige, was nur eineinhalb Stunden von meinem damaligen Winterdomizil entfernt war. Es war eindeutig: das passt.
Es stellte sich nun heraus, dass dieser Hund schon vier Monate alt war. Er stammte nicht aus einer Zucht, sondern vielmehr aus einer Liebhaberei einer Frau, die von ihrem Hundepärchen immer mal wieder einen Wurf hatte. Diese Frau war schon seit 30 Jahren mit diesen wundervollen Maremmanos in Verbindung. Von diesem letzten Wurf waren schon alle Welpen weg, außer diese letzten zwei, die ich online gefunden hatte. Irgendwie wollte sie keiner haben. Später wurde mir erst klar, dass Dawa auch in seiner Konstitution nicht sehr stark war und man wahrscheinlich schon als Welpe sehen konnte, dass er diese Probleme hatte. Ganz unverbindlich trat ich in einen Erstkontakt mit ihr. So erfuhr ich das Alter und welche Eigenschaften diese Rasse ausmachen. Eigenständigkeit, Intelligenz, niemandem was recht machen, klar in ihrer schützenden Ausrichtung sein und nicht so zu erziehen wie andere Hunderassen. Dies liegt schlicht und ergreifend auch an ihrer Arbeit, für die sie ursprünglich eingesetzt werden. Ganz unverbindlich nahm ich diesen Kontakt auf und sagte immer wieder, dass ich es mir überlegen würde. Ich zeigte ihn sogar noch einmal Julie, die mir ganz klar riet dafür zu gehen. Dennoch konnte ich meine Widerstände noch nicht überwinden.
Ein klares Zeichen im nepalesischen Kloster
Im Februar 2015 flog ich dann ins Retreat nach Nepal, ins Kloster Bairo Ling von Bairo Tulku in Kathmandu. Auch seine Heiligkeit H.H. Drukpa war regelmäßig da. Obwohl ich hier mit meinem Retreat und der Gruppe beschäftigt war, die ich mit nach Nepal brachte, war ich Tag und Nacht mit der anwesenden Energie des Hundes berührt. Dies wühlte mich auf. Einmal sagte ich mir, es reicht. Ich möchte nun ein Zeichen von außen haben, ob er zu mir soll oder nicht. Prompt bekam ich es. Eines Tages ging ich in eine Puja in der Gompa zu einer Zeremonie in Bairo Ling. Ich sagte mir: „bevor ich aus dieser Zeremonie rausgehe, muss ich eine Entscheidung getroffen haben.“ So saß ich in dieser Gompa ganz hinten und hatte die Augen geschlossen. Unerwartet spürte ich auf einmal eine Zunge an meiner Hand lecken. Ich öffnete die Augen und sah einen kleinen weißen Hund, der an meiner Hand leckte. Dies war keine Fiktion, sondern ein tatsächlicher weißer Hund. Es gab einige klare Signale für mich, ein Ja zu geben, ihm zu mir zu holen, ihn, den ich vorher in Kalifornien das erste Mal im Internet gesehen hatte.
Endlich mit dieser Klarheit im Herzen tragend machte ich mich umgehend in ein kleines Internet-Café auf, um mein JA loszuschicken und dass ich gerne in München vorbeikommen würde, um den Hund abzuholen, er hatte noch keinen Namen, deshalb schreibe ich immer „der Hund“. Zu meiner Überraschung stellte sich jedoch raus, dass sie gar nicht in München wohnte, sondern in den Marken in Mittelitalien. Irgendwie kam er dann nach Deutschland, wo er zehn Tage bei einer Freundin bleiben konnte, bis ich aus Nepal zurückkam.
Die erste Begegnung
Diese Freundin hatte ebenfalls zwei Maremmani. Noch im Kloster in Nepal bat ich um eine Eingebung für einen Namen. Schnell tauchte der Name Jampal Dawa auf, ein tibetischer Name, die Weisheit des Mondes. Als ich in Bayern ankam und am Tor des Anwesens klingelte, öffnete sich einige Meter entfernt die Haustür und dieser wunderbare weiße Hund kam heraus. In einer geraden Linie rannte er auf mich zu und setzte sich genau vor mich, guckte mich an und sagte „Hallo, hier sind wir jetzt endlich von Körper zu Körper, solange schicke ich dir schon meine Signale.
Bevor ich Dawa jedoch mitnehmen konnte, bin ich noch zu dieser Frau, die später auch meine Freundin Sabine wurde, ins Haus gegangen. Sie hat mich wirklich durch die Mangel gedreht, weil sie genau wissen wollte, wo Dawa hinkommen würde und ob er es gut haben würde. Sie fragte vieles. Wie lebt er? Wo gehst du hin? Was machst du so? Wie ist dein Leben? Im Grunde war es fast wie das Erwerben eines Zulassungstests, als hättest ich eine Lizenz erworben. Im Grunde bräuchten das alle Menschen, die einen Hund haben wollen. Glücklicherweise übergab mir Sabine Dawa mit gutem Gewissen und mit einem glücklichen Herzen. Nun nahm ich ihn mit nach Mühldorf, (später nach Molino) und hielt auf dem Weg nach an einem bestimmten Parkplatz, an dem ich dann ganz oft gehalten habe, um in die schönen Ebersberger Wälder zu gehen, wenn ich von Seminaren zurückkam. Das war der erste Spaziergang, den ich mit Dawa machte.
Mein Co-Therapeut
Dies war jedoch erst der Anfang. Von Beginn an habe ich ihn in die Seminare mitgenommen. Das erste Mal vorgestellt hatte ich ihn im Connection Haus. Von da an war er immer ein Teil von allen Seminaren. Es hat sich so entwickelt, dass er eine unglaublich starke Präsenz und Ruhe in die Gruppen brachte. Es war spannend in unserer Praxis zu beobachten, wo und zu wem er sich dazugelegte. Vielen Menschen hatte er mit seiner bloßen Präsenz etwas gegeben. Manche haben keine Angst mehr vor Hunden durch ihn. Bei anderen ist am Anfang auch Trauer hochgekommen von unverarbeitetem Schmerz über die eigenen Verlust ihrer Hunde. Er hatte diese unglaubliche Qualität, Präsenz zu sein und in der Gegenwärtigkeit zu leben. Das ist etwas, was wir wirklich von Tieren lernen können. Sie können es so gut, ohne Geschichten, ohne Gedanken, ohne Vergangenheit und Zukunft zu sein. Ohne darüber nachzudenken, was gestern war oder morgen sein wird. Einfach da. Wach und präsent und ruhend in bedingungsloser Liebe.
Eins im Herzen des Seins
In den letzten Monaten ging es Dawa körperlich immer schlechter. Dies erreichte in den letzten zwei Monaten einen Zustand, in dem er immer sichtbarer im Unwohlsein verweilte. Er setzte viele Signale, dass er seinen Körper bald verlassen möchte. Unwissentlich trat ich meine letzte Reise mit Dawa nach Deutschland in eine sehr gute Tierklinik an. Wir hatten noch gemeinsame zwei Nächte in einem Hotel, in denen es ihm körperlich zunehmend schlechter ging. In der letzten Nacht vor dem Klinikbesuch fand dies seinen Höhepunkt. In dieser Nacht traten wir in eine unglaublich tiefe Meditation miteinander, in der es sich schon so anfühlte als hätte er seinen Körper bereits verlassen. Wir trafen uns im Raum des Bewusstseins und sanken in eine tiefe, wache Stille hinein. Es erschien mir, als wäre alles vollbracht. Immer dehnte sich in meinem Herzen aus: „Im Herzen des Seins, sind wir eins.“
Der Klinikbesuch am nächsten Tag zeigte, dass eine Besserung der gesundheitlichen Situation nicht zu erwarten sei und damit auch die Klarheit der Signale bestätigte, die er bereits ausgesendet hatte. Im inneren Gespräch mit ihm hatte er mir klar signalisiert, dass seine Zeit im irdischen Dasein vorbei ist, er gehen möchte. Der Abschied und die Vollendung seiner Transformation von der Form in das RaumSein war eigentlich in der letzten Nacht im Hotel schon geschehen, es war nun noch eine Vollendung der notwendigen Abläufe.
Meinen geliebten Freund zu euthanasieren war eine große Herausforderung für mich und ich konnte mein Ego kämpfen spüren, ihn noch so lange wie möglich bei mir zu halten, zu behalten. Damit hätte ich ihm jedoch so viel mehr Schmerz und Leid zugemutet. Das hätte ich für mein Gewissen nicht vereinbaren können. Die Zeichen waren klar, im Kreis aller Weisheitswesen gab es überhaupt keine Zweifel mehr. Er schenkte mir, wie so oft, dass Liebe auch bedeutet, jemand gehen zu lassen und Festhalten so viel Leid erzeugen kann.
Und so geschah es, es war so friedlich und klar, so eindeutig und liebevoll und gleichzeitig schmerzhaft für mich, ihn wirklich in dieser Form gehen zu lassen. Wir (zwei Freundinnen und mein Sohn) hatten noch viel Zeit mit ihm, vorher und nachher, bis wir seinen toten Körper dann in meinen Kofferraum legten.
Die Klinik bietet eine direkte Kremation an, jedoch wissen wir ja, dass es wichtig ist, einem verstorbenen Wesen viel Zeit zu geben, damit die Seele in Ruhe den Körper verlassen kann. Außerdem war es mir wichtig, dass Dawas Freundin Ayla und die beiden Katzen an ihm schnuppern konnten, um zu wissen, warum Dawa nicht mehr da ist.
Ich fuhr zurück nach Italien. Nadja, die als Molino- und Pfoten-Sitterin anwesend war, hatte alles wunderbar vorbereitet. Wir legten Dawa noch für zwei Tage in den Meditationsraum, in dem wir immer wieder saßen und meditierten, mit Hunden und Katzen.
Dawas Körper hat jetzt seine letzte Ruhestätte an seinem Lieblings-Wächterplatz in Molinos Erde und wird weiter wachen im erwachten Raum mit den Weisheitswesen. Es ist eine besondere Stille hier in und über Molino. Mögen alle Wesen davon berührt werden und mögen alle Wesen in ihrem Übergang eine liebevolle und schützende Begleitung haben.
Om Ami Deva Sri. 🙏🏽
Om Mani Peme Hung. 🙏🏽❤️
Danke fürs Lesen!
Von Herzen,
Moti
A voice out of this world
calls on our souls
not to wait any more
get ready to move
to the original home
Your real home
your real birth place
is up here with the heavens
let your soul take a flight
like a happy phoenix
You’ve been tied up
your feet in the mud
your body roped to a log
break loose your ties
get ready for the final flight
Make your last journey
from this strange world
soar for the heights
where there is no more
separation of you and your home
God has created
your wings not to be dormant
as long as you are alive
you must try more and more
to use your wings to show you’re alive
These wings of yours
are filled with quests and hopes
if they are not used
they will wither away
they will soon decay
You may not like
what I’m going to tell you
you are stuck
now you must seek
nothing but the source
Rumi: Fountain of Fire, Translated by Nader Khalili 💗